Um das sprachliche Niveau im Rahmen von barrierefreier Umsetzung zu beachten, gilt es die Zielgruppe zu bedenken. Und manchmal bringt es mehr Barrierfreiheit auch die in der Zielgruppe bekannten Codes zu verwenden, die es für die normalen Leser sorgar schwieriger machen, den Text zu verstehen.
Leichter Lesen
Im Grunde genommen dreht sich beim Kriterium für "Einfache Sprache" alles um das Thema "Leichter Lesen". Es soll im Rahmen von Barrierefreiheit (nicht nur auf Internetseiten) darauf geachtet werden, dass Wörter und Satzkonstruktionen nicht zu komplex werden. Die einfache Sprache ermöglicht es mehr Menschen den Inhalt zu verstehen. Ein technisches Kriterium dafür, was einfache Sprache ist, gibt es in der Form aber nicht. Es gibt also kein "Testverfahren" um zu ermitteln, ob man "Einfache Sprache" korrekt angewandt hat.
Wirtschaftliche Vorteile bei einfacher Sprache
Es gibt grundsätzlich zwei wichtige wirtschaftliche Vorteile, die man gegenüber dem Mitwerber hat, wenn man einfache Sprache in der Kommunikation einsetzt. Einerseits wird die potentielle Zielgruppe der Kommunikation breiter und andererseits kann "Einfache Sprache" auch helfen Geld zu sparen.
Breitere Zielgruppe
Die breiter werdende Zielgruppe für die eigene Kommunikation durch einfache Sprache ist leicht erklärt. Durch die Nutzung von unkomplizierten Satzkonstruktionen und allgemeingültigen Begriffen in der Zielgruppe statt Spezialausdrücken oder Synonymen macht das Lesen einfacher. Damit gelangen Nutzer in die Zielgruppe, die möglicherweise der Sprache in der ein Text verfasst ist, nicht vollständig mächtig sind. Naheliegend ist, dass damit die Zielgruppe für eine Botschaft auf Menschen erweitert wird, die aus anderen Sprachregionen kommen - möglicherweise Migranten, die aus einem anderen Land eingewandert sind.
Die einfache Sprache hilft aber auch Menschen in die Zielgruppe einzubeziehen, deren Bildungsniveau niedrig ist, oder schlicht und einfach: Kinder. Denn auch Kinder im alter von weniger als 10 Jahren verwenden Medien, Internet, Zeitschriften und vieles mehr. Und eine Kommunikationsbotschaft an Kinder darf auch in Ihrem Wirkungsgrad auf deren Eltern nicht unterschätzt werden, wenn es um Marketing geht.
Einfache Sprache erhöht (wirtschaftlichen) Erfolg.
Geld sparen mit einfacher Sprache
Ein weiterer wesentlicher Aspekt für einfache Sprache ist die Brieftasche des Betreibers. Einfache Sprache mit gängigen Wörtern und vereinfachten Satzkonstruktionen hat einen ganz einfachen positiven wirtschaftlichen Effekt. Dieser Effekt ist die Kostenersparnis für alle möglichen und notwendigen Übersetzungen in andere Sprachen. Mit Hilfe von einfacher Sprache schafft man sich auch die Möglichkeit kostenlose Übersetzungssysteme zu verwenden. Wenn die Sprache einer Interetseite kompliziert ist, ist die Übersetzung aus automatischen Systemen praktisch unmöglich. Hier steigen die Kosten, die man für manuelle Übersetzung durch Übersetzungsbüros und "Native Speaker" in der jeweiligen Sprache braucht, unmittelbar und sofort.
Einfache Sprache erspart damit Kosten.
Codes verwenden?
Im Vorspann zu diesem Artikel wurde bereits die Zielgruppe angesprochen. Es ist natürlich nicht sinnvoll ein technisches Verfahren auf einer Internetseite so zu beschreiben, dass es zwar Kinder möglicherweise verstehen würden, aber die Fachleute, die damit erreicht werden sollen, nicht mehr nachvollziehen können, was genau gemeint ist. Natürlich dürfen Codes angewandt werden. Codes, Abkürzungen und branchenübliche Begriffe können für die Zielgruppe sogar ein Beitrag zu mehr Barrierefreiheit sein, wenn diese allgemein gültig sind.
Wer für eine Finanz-Internetseite schreibt und "Bullen" und "Bären" versucht in fünf mühsam lesbaren Sätzen zu umschreiben um die "Insiderbegriffe" nicht zu benutzen, muss sich überlegen, ob die Finanz-Internetseite nicht ohnehin ein Fachportal ist, auf dem nur Menschen unterwegs sind, die sich konkret mit diesen Begriffen auskennen und diese sofort Decodieren können. Dann ist es auch besser die Fachbegriffe zu verwenden.
Es ist also, wenn es nicht für ein Kinderbuch oder Kinderfernsehprogramm geschrieben wird, möglicherweise nicht sinnvoll die einfache Sprache so anzuwenden. Etwa dann nicht, wenn es um einen Fachbeitrag in theoretischer Physik geht und das Thema die String-Theorie ist.
Gendern... oder nicht?
Ein politisch sehr heikles Thema ist das Thema "Gendern". Die geschlechtsneutrale Schreibweise, egal ob mit dem sogenannten "Gender Gap", dem "Gender Star" oder dem "Binnen-I" hat in Sachen Barreifreiheit einige sehr konkrete Nachteile. Mit "Stundent*innen", "Stundent_innen" oder "StudentInnen" können viele, die eine Sprache erst erlernen wollen, oftmals nichts anfangen. Und auch eine automatische Übersetzung hat mit der deutschen Sprache hier ernsthafte Schwierigkeiten.
Die besondere politische Brisanz dieses Themas ist damit in sich gegeben. Denn während man versucht durch geschlechtsneutrale Sprache in fast jedem Fall vor allem Frauen in die eher männlich dominierte deutsche Sprache zu integrieren und auch zu benennen, kann genau dieses Ansinnen dazu führen, dass man Menschen mit Beinträchtigungen dadurch ausgrenzt und diskriminiert.